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Unsere Wettbewerber

Posted on: May 13th, 2013 by Oliver Wilken No Comments

Vor einem Jahr haben wir zum ersten Mal systematisch unseren Markt und unsere Wettbewerber analysiert. Ziel war damals einen groben Gesamtüberblick für den gesamten Bildungsmarkt auszuarbeiten. Dabei kam heraus, dass im Bereich Schulen eine Reihe etablierter Anbieter agieren. Große Namen sind Itslearning, Fronter und Moodle. Sie verfolgen ein top-down Modell bei dem sie ihre Lösungen explizit an Schulen vertreiben. Deswegen sind sie nur indirekte Konkurrenten.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Unternehmen, die ein scolibri-ähnliches Produkt anbieten und die wie wir mit einem bottom-up Ansatz individuelle Lehrer der Sekundarstufe ansprechen. Die vielversprechendsten Wettbewerber habe ich nun genauer unter die Lupe genommen. Um nicht betriebsblind an die Analyse heranzugehen wurde ich von Peter Merrick unterstützt. Er lehrt an der Berliner Nelson-Mandela-Schule und hat die Wettbewerber aus der Perspektive des Lehrers unter die Lupe genommen.

Systematik

Im ersten Schritt haben wir die Analysekriterien festgelegt. Dafür haben wir eine Liste mit verschiedenen Funktionen aus dem realen Schulleben aufgestellt, die Peter von einer Softwarelösung mindestens erwartet. Dabei haben wir bewusst nicht an einem Poweruser orientiert, sondern an einem durchschnittlichen Lehrer. Der minimale Funktionsumfang beinhaltet:

– Einen Lehrer-Account erstellen.

– Einen Kurs erstellen.

– 100% der Schüler zu dem Kurs hinzufügen.

– Hausaufgaben stellen.

– Hausaufgaben bewerten.

– Usw.

Im zweiten Schritt haben wir die Bewerber ausgewählt. Edmodo.com und Schoology.com sind von den Nutzerzahlen her die größten Anbieter in diesem Bereich. Dazu haben wir das Startup Lore.com einer näheren Betrachtung unterzogen, da es ein sehr ansprechendes User-Interface bietet.

Im dritten Schritt haben wir geprüft ob die einzelnen Funktionen unserer Liste bei den Konkurrenzprodukten angeboten werden, ob sie von unserem Lehrer Peter gefunden und auch benutzt werden können.

Im vierten Schritt haben wir die Ergebnisse zusammengefasst und bewertet. Ziel war es die Schwächen der Wettbewerber aufzuspüren und mögliche Stärken in unsere Produktentwicklung mit einfließen zu lassen. Im Anschluss haben wir unsere Analyse vor dem gesamten Team präsentiert um sie für den letzten Feature-Sprint vor dem Minimum Viable Product (MVP) zu motivieren. Denn die Ergebnisse waren äußerst erfreulich.

Edmodo

Edmodo ist ein US-Amerikanisches Unternehmen das nach eigenen Angaben rund 15 Millionen Nutzer in 120.000 Schulen aufweist. Zuerst fällt die starke Ähnlichkeit mit Facebook auf. Die Farben, das Layout, die Icons – kurz, die Gemeinsamkeiten sind groß. Da viele Lehrer skeptisch sind wenn es um Facebook geht, ist die große Ähnlichkeit nicht unbedingt förderlich für die Verbreitung. Ein noch größeres Problem bei der Nutzung Edmodos war die missverständliche Benennung der Funktionalitäten. Kurse werden dort Gruppen genannt, was Peter anfangs verwirrte und letztlich frustrierte. Er erwartet eine eindeutige und auf Lehrer abgestimmte Benennung, sonst fühlt er sich überfordert und dumm. An dem Punkt würde er die Software schon nicht mehr weiter nutzen. Weitere negative Punkte waren die generelle Unübersichtlichkeit (wichtige Funktionen sind nur schwer zu finden) und der unlogische Definitionsspielraum bei der Benotung (es ist möglich 900 von 100 möglichen Punkten zu vergeben) die Peter ebenfalls verunsicherten. Letztlich gab er Edmodo ein schlechtes Zeugnis und würde die Software auf keinen Fall benutzen.

Schoology

Schoology kommt ebenfalls aus den Vereinigten Staaten und wird von rund 1 Millionen User an 18.000 Schulen genutzt. Von der Funktionalität her ähnelt die Anwendung stark Edmodo. Die Benennung der Funktionen ist hier zwar gelungen, allerdings schwächelt auch Schoology im Bereich Übersichtlichkeit und die Benotung funktioniert nicht einwandfrei. Aufgrund der Mängel würde Peter auch diese Anwendung nicht nutzen.

Lore

Über den letzten Wettbewerber Lore wird laut eigener Aussage an 600 Institutionen eingesetzt. Als erstes fällt die Schlichtheit und das aufgeräumte Interface auf, was nach den beiden vorherigen Anwendungen eine Wohltat für die Augen war. Dementsprechend freudig fing Peter an, mit dem Produkt zu spielen. Beinahe alle Funktionen sind an dem erwarteten Patz zu finden und lassen sich intuitiv bedienen. Aber dann fangen die Probleme an. Die Funktionen sind teilweise fehlerhaft, verhalten sich unerwartet oder sind schlicht falsch konzipiert. Darüber hinaus besteht nicht die Möglichkeit Noten zu vergeben. Wir hatten das Gefühl, dass wir mit der Fassade einer Software arbeiten. Von außen schön anzusehen, aber dahinter verbirgt sich nichts. Letztlich ist Lore ein schönes Werkzeug, das aber nicht viel kann. Deswegen würde Peter auch dieses Produkt nicht verwenden.

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass Edmodo und Schoology zwar funktionieren, allerdings sind sie frustrierend unübersichtlich und die Funktionen sind nicht auf den Lehrer zugeschnitten. Lore bietet ein aufgeräumtes und eingängiges Interface-Design. Allerdings sind wichtige Funktionen nicht durchdacht oder fehlen komplett. Unser Lehrer Peter würde keines der Produkte nutzen, da sie ihm nicht die nötige Sicherheit geben, die er braucht um sich für ein System zu entscheiden. Am Anfang muss ein Lehrer Zeit investieren um seine Daten einzupflegen. Das wird nur geschehen, wenn er sich absolut sicher fühlt und die Software ihn nicht verwirrt oder das Gefühl gibt, dass er dumm ist.

Das Fazit aus der Analyse lautet deshalb wie folgt:

Alles ist möglich – Es gibt kein Produkt am Markt das sich komplett an den Bedürfnissen der Lehrer ausrichtet. Deshalb bietet der Markt noch enormes Potenzial.

Größer als Deutschland – Die weltweit größten Wettbewerber haben noch keine passenden Lösungen für Lehrer entwickelt. Deswegen entwickeln wir ein internationales Produkt.

Verkaufe den Nutzer nicht für dumm – Der Nutzer muss im Mittelpunkt unserer Bemühungen um ein gutes Interface Design stehen. Anstatt überfordert und dumm soll er sich verstanden und sicher fühlen. Nur so wird er den Schritt von Stift und Zettel zu einem Online-Tool wagen.

Entwickle etwas Wertvolles – Nur wenn wir dem Lehrer einen Mehrwert bieten, haben wir eine Daseinsberechtigung. Deswegen müssen wir alle unsere Aktivitäten darauf ausrichten, den Nutzern ein hervorragendes Produkt zu liefern.

Um diese Ziele zu erreichen werden wir Peter in Zukunft stark in die Produktentwicklung mit einbeziehen und auch in der kommenden Betaphase das Feedback der Lehrer aufnehmen und umsetzen. So werden wir erfolgreich die Zukunft der Schule mitgestalten.

Post Hub:raum

Posted on: February 16th, 2013 by Oliver Wilken No Comments
Unsere Zeit im Hub:raum Accelerator ist leider vorbei, allerdings haben wir viel aus dem Programm mitgenommen. Wir haben unser Netzwerk ausgebaut, inspirierende Mentoren kennengelernt (danke Jörg Rheinboldt), viel mit den anderen Teams diskutiert und natürlich einige Bier getrunken. Unser Team wurde in der Zeit stärker zusammengeschweißt und wir sind gemeinsam extrem motiviert aus der Phase herausgegangen. Die wichtigste Lektion aus dem Hub:raum ist für mich, dass eine Idee nur so gut ist wie Ihre Umsetzung. Deshalb konzentrieren wir nun all unsere Kraft auf die Fertigstellung von Scolibri und den anschließenden Beta-Launch. Lukas und ich investieren unsere Zeit vollständig auf die Produktentwicklung. Tobias wurde zum CPOC (Chief-of-Proof-of-Concept) ernannt und ist dafür verantwortlich, die Lehrer auf den Beta-Launch vorzubereiten, so dass wir Anfang Mai den Proof-of-Concept erbringen können. Um die Produktentwicklung voranzubringen treffe ich mich gerade täglich mit Peter Merrick. Peter ist einer der besten Software Consultants Berlins und ist spezialisiert auf agile Softwareentwicklung. Darüber hinaus lehrt er an der Nelson Mandela Schule und ist somit die perfekte Ergänzung unseres Produktteams. Er unterstützt uns bei der Produktentwicklung und der entsprechenden Umsetzung in User Stories. Diese Stories machen die Funktionalität unseres Produkts mit einer Art Pseudo-Code verständlich, so dass unsere Entwickler sie in Software umsetzen können. Eine typische User Story liest sich etwa so: „Als Lehrer möchte ich eine Hausaufgabe erstellen, so dass meine Schüler sie online einsehen können.“ Diese Story wird danach in weitere kleinere Sub Stories und Pseudo-Code heruntergebrochen, so dass der komplette Funktionsumfang deutlich wird. Bei der Ausarbeitung haben wir das Produkt in all seinen Facetten durchdacht und dokumentiert. Dabei haben wir stellenweise heiß diskutiert, wenn wir unterschiedliche Auffassungen zu den Funktionalitäten hatten. Letztlich konnten wir das Konzept dadurch weiter verbessern und haben mittlerweile ein komplettes Bild des Softwareumfangs. Wir haben 60 User Stories im Backlog mit denen wir hundertprozentig zufrieden sind und ich kann es nicht erwarten die ersten Funktionen zu testen. Das einzige fehlende Puzzlestück sind die Mockups die Lukas in den nächsten Tagen vollendet. Das sind grafische Darstellungen der Nutzeroberfläche, mit denen die Funktionalität plastisch dargestellt wird. Am nächsten Freitag wird die Produktdefinition dann so weit entwickelt sein, dass unsere Entwickler die nächsten Wochen durcharbeiten können. Gut, dass unsere Jungs gerne Überstunden machen.

Das Jahr 2012 (oder die zweite Hälfte)

Posted on: January 8th, 2013 by Oliver Wilken No Comments

Die zweite Hälfte des Jahres 2012 war sehr ereignisreich für uns. Mitte Oktober wurden wir eingeladen beim HY Berlin Event zu pitchen. Für die beste Präsentation gab es 10.000€ zu gewinnen. Ich habe unseren Pitch meisterlich vorbereitet und wir waren sicher als Sieger nach Hause zu gehen. Aber dann fühlte ich mich am Abend vor dem Event nicht so gut. Am großen Morgen konnte ich mich dann nicht mehr bewegen und musste mit Verdacht auf Blinddarmentzündung ins Krankenhaus. Und so war es dann auch. Noch am Nachmittag wurde ich operiert und während ich langsam aus der Narkose aufwachte stand Lukas mit 2 Stunden Vorbereitung auf der Bühne. Und so reichte es leider nicht für einen Platz auf dem Siegertreppchen.

Gewonnen haben wir aber trotzdem, da wir über HY in Kontakt mit Niko und Fee von der Telekom gekommen sind. Die waren für den Startup-Accelerator Hub:raum auf der Suche nach vielversprechenden Startups. Nach einigen Pitches und Interviews wurden wir als eins von 15 Teams für das zweimonatige Programm ausgewählt. Diese Zeit war gefüllt mit Workshops, Networking Events und inspirierenden Mentoren-Kontakten. Ende Januar hatten wir die einmalige Gelegenheit Scolibri vor 100 Investoren zu präsentieren (Video weiter unten). Das Feedback war sehr positiv und wir konnten wertvolle Kontakte zur Telekom und anderen Investoren knüpfen.

Die folgenden Monate standen dann weitere Pitches an. Beim Educamp, einer der größten Bildungskonferenzen Deutschlands, stand Lukas auf der Bühne. Dort konnten wir eine stärkere Beziehung zu einer Reihe von engagierten Lehrern aufbauen und erhielten wichtiges Feedback zum Produkt. Wir wurden ebenfalls eingeladen in Helsinki bei der Slush Konferenz vor rund 200 Zuhörern zu pitchen. Sie ist das größte Tech, Design und Startup Event Nordeuropas. Dort trafen wir einige der hellsten Köpfe im Tech-Bereich und natürlich hatten wir vier Gründer eine Menge Spaß in Finnlands Hauptstadt. Das nächste große Event war der European Venture Summit. Der Auswahlprozess war hart, aber Lukas wusste durch seine Performance zu überzeugen, so dass wir ausgewählt wurden als eines der 120 europäischen Startups vor 120 Investoren zu pitchen.

Im Dezember gab es dann eine sehr erfreuliche Neuigkeit für uns. Wir werden im Rahmen des EIXIST Gründerstipendiums gefördert und erhalten über die nächsten 12 Monate verteilt insgesamt 80.000€. Dies gibt uns die nötige Freiheit endlich mit voller Kraft an Scolibri zu arbeiten. Dies war zusätzlich eine schöne Bestätigung unserer bisherigen wissenschaftlichen Arbeit zum Thema neue Medien in der Schule.

Eine weitere Bestätigung kam in Form des größten Europäischen Startup Awards ‚TheEuropas’. Wir waren in der Kategorie bestes Bildungs-Startup nominiert und haben uns unglaublich gefreut als unser Name als Gewinner ausgerufen wurde. Damit stehen wir auf einer Höhe mit Startup Schwergewichten wie Wooga oder EyeEm, die ebenfalls in ihren jeweiligen Kategorien eine Trophäe mit nach Hause nehmen konnten.

Abgesehen von diesen ‚externen’ Erfolgen war der schönste Gewinn, dass wir drei neue Entwickler in unserem Team haben. Durch ihre Unterstützung werden wir unser Tempo enorm beschleunigen. Ricardo ist ein Magier in der Frontend-Entwicklung und hat dort 5 Jahre Erfahrung. In seiner Freizeit ist er DJ und unternimmt was mit seinem Hund Lara. Dann ist da noch Samuel unser Superstar Entwickler aus Portugal. Er hat seinen Master abgeschlossen und das merkt man an seiner Fachkompetenz. Theo kümmert sich um alle IT-Themen und schlägt sich die Nächte um die Ohren um mit Nerds aus Australien Server-Probleme zu lösen. Deswegen schläft er manchmal etwas länger. Unser letzter Neuzugang ist Gabriel aus Argentinien. Sein Vater ist ebenfalls Entwickler und hat seinem Sohn die entsprechenden Gene weitergegeben.

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Jahr 2012 und ich kann es nicht erwarten unsere ersten Kunden auf den Servern herumspielen zu sehen. Es liegen spannende Zeiten vor uns.

Oliver auf der Bühne: